Chronica der Provintz Lyfflandt
Balthasar Russow:
CHRONICA | Der Provintz Lyff-|landt/ darinne vormel-|det werdt: || Wo datſüluige Landt erſten gefun-|den/ vnde thom Chriſtendome gebracht ys: | Wol de erſten Regenten des Landes geweſen ſint: | Van dem erſten Meiſter Düdeſches Ordens | in Lyfflandt/ beth vp den leſten/ | vnde von eines ydtliken | Daden: || Wat ſick in der voranderinge der Lyfflen-|deschen Stende/ vnde na der tydt/ beth in dat negeſte | 1577. Jar/ vor ſeltzame vnde wünderlike geſcheffte | im Lande thogedragen hebben/ nütte | vnde angeneme tho leſende. || Korth vnde loffwerdich beſchreuen/ | Dörch | Balthaſar Rüſſouwen Reualienſem.
Rostock: „Gedrücket dörch Augustin Ferber“, 1578.
Quarto. 201 × 151 mm. [8], 203, [1]w. Bll. – Lagenkollation: x8, A-Z8, Aa-Bb8, Cc4. (Foll. Cc3v & Cc4 weiß). Titel in rot und schwarz gedruckt.
Pergament der Zeit auf drei durchgezogenen Lederdoppelbünden, Bindebänder entfernt. Das Pergament mit roter, ockerfarbener und brauner Farbe gesprenkelt.
Erste Ausgabe, gleichen Jahres erschien ebenfalls zu Rostock unter anderem Titel eine Nachdruckausgabe in Oktav; erst 1845 wurde der Text ins Neuhochdeutsche übertragen. Balthasar Russow (oder Ruessow, um 1540-ca. 1601), Sohn eines Revaler Kaufmannes, besuchte die Stadtschule in Reval und das Pädagogium zu Stettin unter Leitung des Magisters Matthäus Wolff. Anfang 1563 kehrte er nach Reval zurück, wurde Prediger an der dortigen Heiligengeistkirche und erteilte Unterricht an der Stadtarmenschule. Die vorliegende Chronik verfaßte er, um Wahrheit des Geschilderten bemüht, während des russisch-livländischen Krieges, Darstellung und Wichtigkeit gewinnen mit der Nähe zur von Russow selbst erlebten Zeit: Er schildert von noch frischen Eindrücken beeinflußt, benutzte sowohl Urkunden wie die ihm zugänglichen Flugblätter, ist aber auf der Seite Schwedens und gegen den livländischen Adel eingestellt. So fand seine Schrift lebhaften Beifall ebenso wie Widerspruch. Russow vertrieb seine Chronik in Estland selbst, wobei Druck und Verkauf wohl über Subskription gingen, so daß bestellte Exemplare auch abbezahlt werden konnten; seine diesbezüglichen Aufzeichnungen berichten von 338 Exemplaren. „Cette chronique de Livonie en bas-saxon s’occupe presque uniquement des guerres des Livoniens avec les Polonais et les Russes“ (Graesse). „Besondere Beachtung verdient die Russow’sche Chronik auch abgesehen von ihrem Inhalte wegen der schönen Darstellung und der reinen, kräftigen Sprache des Verfassers. Unter den niederdeutschen Schriftstellern gebührt ihm in dieser Hinsicht eine hervorragende Stellung“ (ADB XXX,16).
Borchling/Claussen 2178 – Winkelmann 468 – BM STC 760 – Brunet IV,1468 – Graesse VI,188 – Bibliographien.