Éloge de la Typographie
Pierre de Margerie:
Éloge de la Typographie. Allocution prononcée à l’ouverture de l’exposition „Le Salon des Bibliophiles“ à Berlin le XIII. Octobre MCMXXIX.
Weimar: Cranach-Presse für Paris: Éditions de Cluny Paris, „en février“ 1931.
Quarto. ca. 282 × 179 mm. 12, [1], [1 weiße] Seiten. Mit einer neunzeiligen Holzschnitt-Initiale „C“, ornamentiert von Aristide Maillol, geschnitten von Eric Gill und von Max Goertz handkoloriert sowie mit Lapislazuli und Goldbronze gehöht.
Handgefertigter leuchtendroter Original-Maroquineinband mit fünf erhabenen, echten Bünden auf dem Rücken, an Kopf und Fuß eine einfache goldgeprägte Linie. Die Deckel mit Randrahmen aus einer goldgeprägten Linie, auf dem Vorderdeckel zusätzlich goldgeprägt der Titel in Versalien: „Éloge de la Typographie par S. E. Monsieur Pierre de Margerie“. Kopfgoldschnitt, vorn und unten unbeschnitten, handgestochene helle Kapitale. Stehkantenvergoldung aus einer Linie, Innenkantenvergoldung aus zwei parallelen Linien. Signiert auf dem hinteren Ledereinschlag unten nahe am Falz: „O. Dorfner - Weimar“. Original-Umschlag aus hellgrauem Roma-Bütten; Original-Schuber, bezogen mit ebensolchem Bütten.
Eins von nur 115 in der Druckpresse numerierten Exemplaren auf „Papier de Monval“ mit dem Wasserzeichen „Maillol-Kessler“; Gesamtauflage 129 Exemplare. Druckleitung Harry Graf Kessler und Max Goertz. Satz in der Jenson-Antiqua mit Spaltenüberschriften in roten Versalien. Die Initiale abgebilet bei Brinks p. 417. Müller-Krumbach p. 161 und Brinks p. 415 zufolge sind nicht alle Exemplare mit einer mit Lapislazuli gehöhten Initiale versehen, ebenso wie es Exemplare gibt, die nur in Halbpergament gebunden wurden.
⸿ Eines der schönsten und konsequentesten Bücher der Cranach-Presse, da in dieser Ansprache zum Lobe der Typographie nichts außer der ornamentierten Eingangsinitiale das Auge vom wohlproportionierten, breitrandigen Satz ablenkt.
Müller-Krumbach 53 (mit zwei Abbildungen auf p. 158) – Brinks 84 (mit Abbildungen auf pp. 416 & 417) – Schauer II,75 – Bibliographien.
ine schöne, leicht erotische Intiale, zu viele Majuskeln, die noch eintöniger ausschauen als ihre kleineren Entsprechungen, eine kühle Antiqua. Der Einband folgt französischen Stilvorgaben und hinterläßt dem Stehkragen gleich einen eher abweisenden Eindruck. Alle drei Exemplare dieses Buches, die ich anbot und verkaufte, besaßen denselben roten Dorfner-Einband und dieselbe Initiale, so wie oben abgebildet. Ich bezog sie aus Frankreich.
Beim Zusammenstellen des Registers der Buchbinder fiel mir nochmals auf, wie wenig Dorfner-Einbände in dieser quasi posthumen Auswahl vertreten sind. Der Grund ist simpel und deprimierend: Die Einbandabbildungen aus den gedruckten Katalogen sind meist kaum verwertbar, da ihnen die Farbe fehlt, für die das Geld nicht reichte. Auch war mein damaliger Photoapparat qualitativ knapp ausreichend; die Photos zu Katalog sieben schoß eine Freundin, die zu Katalog 50 der Buchdrucker, der sie dann per Druck in einheitliches Grauschwarz absaufen ließ.
Der französische Diplomat Bruno François Marie Pierre Jacquin de Margerie (geb. 6. Oktober 1861 in Nancy; gest. 1. Juni 1942) diente von 1922 bis 1931 als Botschafter in Berlin. 1923 schrieb er in einem Brief: « L’Allemagne aime le suicide. Elle se précipite sur le bûcher avec la conviction de renaître, tel le phénix, de ses cendres, plus forte qu’auparavant, après y avoir entraîné le coq gaulois qui, lui, n’a pas le privilège de l’immortalité. »
Die Dorfner-Einbände verweilten stets nur kurz beim Antiquar, somit blieb für die späteren Digitalkameras keine Gelegenheit, sie zu portraitieren. Dem sei mit zwei farblosen Abbildungen aus frühen Katalogen ein wenig abgeholfen:
Hugo Kehrer:
Francisco de Zurbarán von Hugo Kehrer. Mit einem Titelblatt und 87 Abbildungen.
S. 14: Liebhaberausgabe in 150 numerierten Exemplaren. Dies Exemplar trägt die Nummer 125.
München: H. Schmidt, 1918.
Octavo. 242 × 189 mm. [3] Bll.; Ss. (5) - 168. Sowie 87 Bll. Tafeln mit ungezählten Deckblättern.
Karmesinrotes geglättetes Maroquin mit reicher Vergoldung auf Rücken und Deckeln im historisierenden Stil: zwischen den vier erhabenen Bünden innerhalb von Rahmen auf dem zweiten Feld der Name des Malers, in den anderen Eck- und Mittelstempel mit kleinen Fleurons und Pointillé-Ranken. Die Deckel mit Rahmen aus breiter Linie sowie zwei schmalen, es folgt in den Ecken der auf dem Rücken verwandte Stempel; auf dem Vorderdeckel zusätzlich ein größeres, beinahe punktsymmetrisch aufgebautes Mittelstück mit meist pointillierten fleuralen Mustern. Innenkantenvergoldung aus einer Linie, Kopfgoldschnitt, handgestochene Kapitale in gelber in schwarzer Seide. Vorsätze aus mehrfarbigem Fantasiemarmor. Signiert auf hinterem Spiegel unten: „O. DORFNER - WEIMAR“.
¶ Diese maßgebliche Monographie enthält neben der Biographie des Renaissancemalers (1598-1664), dessen Stil auf „Caravaggesque naturalism and tenebrism“ (Encyclopaedia Britannica 1964, XXIII,995c) fundierte, auch ein Verzeichnis der Abbildungen sowie einen Katalog der Gemälde, Urkunden zu seinem Leben, eine Bibliographie und das Register. - Druck von Hesse und Becker in Leizig auf Zanders-Bütten in einem repräsentativen, dem Inhalt entsprechenden Meistereinband.
Rücken etwas ins Bräunliche verfärbt, Stehkante und Ecken minimal berieben. Deckblätter der Tafeln teils etwas stockfleckig, Tafeln im äußersten Rand minimal gebräunt.
Friedrich von Schiller:
Wallenstein. Ein dramatisches Gedicht mit Steinzeichnungen von Hans Meid.
Berlin: Maximilian-Gesellschaft, 1915-18. Auf Titel: 1914-1915.
Rotes Maroquin der Zeit, Rücken mit drei erhabenen Zierbünden, goldgeprägten Linien an Kopf und Schwanz sowie zweizeiligem Titel, Vergoldung der Deckel mit Eckornamenten aus jeweils zwölf Fileten, Vorderdeckel zusätzlich mit dem Titel. Handgestochene Kapitale in gelb/schwarzer Seide, Kopfgoldschnitt, schwarz-silber-gold marmorierte Vorsätze. Signiert auf hinterem Spiegel unten: „O. DORFNER, Weimar“.
Quarto. 295 × 184 mm. [2] Bll., Ss. 5-313 mit 60 Original-Lithographien.
¶ Als Jahresgabe 1914/15 für die Mitglieder in der Fraktur und Schlemihlschrift von Walter Tiemann gedruckt und aufgrund des beginnenden Weltkrieges verspätet im Jahre 1918 in Bögen ausgeliefert. Herstellungsleitung durch Hans Loubier, die Lithographien auf Zanders-Bütten bis S. 192 von der Pan-Presse gedruckt, die weiteren durch H. Birkholz. — Eins von nur 300 Exemplaren, mit den Original-Lithographien von Hans Meid, in Meistereinband.
Rücken minimal gedunkelt und mit einem kleinen Fleck, Kapitale minimal berieben; innen etwas stockfleckig.
Schauer I,130 und Tafel 91 – Katalog der Maximilian-Gesellschaft 15 – Jentsch XIII,148-207b.
Leider ohne Abbildungen:
Johann Wolfgang von Goethe:
Faust.
Leipzig: Insel-Verlag, s. a.
Octavo. 177 × 100 mm. 576 Ss., [1] Bl.
Schwarzes Maroquin der Zeit (180 × 108 mm.) mit vier erhabenen Bünden auf dem Rücken. Auf dem Rücken zwischen den Bünden spitz nach oben zulaufende vergoldete Linien, im ersten, vierten und fünften Feld der Titel. Die Deckel mit Linienvergoldung aus zwei sich an den Spitzen berührenden ‘X’, oval verteilt acht kurze Doppelstriche. Auf dem Vorderdeckel mittig ein aus verschlungenen Linien geschaffener Drudenfuß aus intarsiertem ziegelrotem Leder, dessen Randlinien vergoldet. Kopfgoldschnitt, handgestochene Kapitale in schwarzer und goldbrauner Seide, Innenkantenvergoldung aus einfachen Linien, Vorsätze aus rot/gold/schwarzem Marmorpapier. Signiert auf dem hinteren Spiegel unten: „O. DORFNER-WEIMAR“.
¶ Wunderbarer, dem Inhalt entsprechender Einband im typisch Dorfnerschen Stil.
Unten teils unaufgeschnitten.
Rainer Maria Rilke:
Das Stunden-Buch enthaltend die drei Bücher Vom moenchischen Leben, Von der Pilgerschaft, Von der Armuth und vom Tode.
Leipzig: Insel-Verlag, 1918.
Octavo. 178 × 110 mm. 106, [2] Ss., Titel und erste Textseite in rot und schwarz.
Handgebundener Kalbspergamentband mit glattem, gradem Rücken, darauf von oben nach unten in Fraktur „Rilke, Stundenbuch“. Die Deckel mit vergoldeten Randrahmen aus einer Linie an den drei Außenkanten, auf dem Vorderdeckel zusätzlich ein stilisiertes Ornament. Handgestochene grün/hellbraune Seidenkapitale, Kopfgoldschnitt. Vorsätze aus hellem, im Grundton dem Pergament entsprechenden Marmorpapier. Signiert auf hinterer Innenkante unten: „DORFNER-WEIMAR / SCHODER-GERA“.
¶ Titel, Kopfleiste und Anfangsinitiale von Walter Tiemann. Druck durch Joh. Enschedé en Zonen in Haarlem.
Besitzerstempel auf zweitem fliegenden Blatt vorn; sonst wohlerhalten.
17.-19. Tsd. Sarkowski 1359A.
„Überblicken wir nun die gesamte Gestaltungsarbeit am Bucheinband der letzten drei Jahrzehnte, so sehen wir deutlich, wie stark die Linie als solche in das Arbeitsgebiet des Buchbinders und Handvergolders getreten ist. Sie ist ihm wichtigstes gestaltendes Element geworden, das ihm, weil es in seinen Werkzeugen begründet liegt, auch nie mehr loslassen wird. Die gerade Linie ist, so wie sie aus der Vergolderrolle fließt, als künstlerisches Mittel geradezu unerschöpflich. Nicht nur im Gleichklang der Reihen und in den verschiedenen Stärken liegt das Geheimnis ihrer Wirkung, sondern vorwiegend auch in den einzelnen Abständen. Ob die Linie einzeln auftritt oder in gleichlaufenden Reihen, immer wird sie das sein, was ihr der gestaltende Entwerfer mitgibt. Ihre innere Reinheit und Größe hält jeden Vergleich mit anderen Mitteln aus, ihre Wirkung ist unübertrefflich, unantastbar, ewig jung und ewig alt.“
— Otto Dorfner, 1940.
Nina Wiedemeyer:
Otto Dorfner. Handeinbände 1910-1926 an der Kunstgewerbeschule Weimar und am Bauhaus. Magisterarbeit.
Bonn: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, s. a.
Mechthild Lobisch:
Zwischen van de Velde und Bauhaus. Otto Dorfner und ein wichtiges Kapitel der Einbandkunst.
Halle: Verlag Burg Giebichenstein, 1999.
Enthält: Mechtild Lobisch:Auf der Suche nach der deutschen Einbandkunst. — Micheline de Bellefroid: Van de Veldes Vermächtnis. — Michael Siebenbrodt: Zur Entwicklung der Form- und Designmethodik 1902-1925. — Helma Schaefer: Spurensuche zwischen Jugendstil und Bauhaus. — Bernd Löffler: Otto Dorfner im heimatlichen Umfeld in Kirchheim-Teck. — Nina Wedemeyer: Otto Dorfner - ein wichtiges Kapitel der Einbandkunst. - Otto Dorfners Anfänge und die Großherzoglich Sächs. Kunstgewerbeschule Weimar. - Otto Dorfner als Werkmeister am Staatlichen Museum Weimar. - Der Bauhausschüler Paul Klein, ein Exkurs. - Fachschule und Werkstatt für kunstgewerbliche Buchbinderei. - Der Reiher-Verlag. - Die Zeit nach 1925. - Biographie. — Andreas Meyer: Otto Dorfner und die Schriftanwendung. — Dag Ernst Petersen: Der Dorfner-Werkzeugkasten. - Aus den Erinnerungen von Fritz Wiese: Weimar, die musische Stadt. — Felicitas Marwinski: Weimar am Anfang des Jahrhunderts. — Harriett Watts: Deutsche Buchkunst im Vergleich. — Hans-Peter Willberg: Die deutschen Pressendrucke, ein Versuch, sie zu verstehen. — Harriett Watts: German Book Art in the First Three Decades of the 20th Century. — Bibliographie. Mit 275 teils mehrfarbigen Abbildungen.