Ὁμήϱου ποίησις Ἰλιάς Ὀδύσσεια
Homer:
Ὁμήϱου ποίησις· Ἰλιάς
Ὁμήϱου ποίησις· Ὀδύσσεια
München: Bremer Presse, 1923 & 1924.
Groß-Quarto. ca. 346 × 224 mm. Ilias: [2 weiße], [470]; [2 weiße], [14] Seiten. - Lagensignaturen: α-ωω4, Α-Λ4; o-oo4. — Odysseia: [2 weiße], [365], [1 weiße]; [12], [4 weiße] Seiten. - Lagensignaturen: α-χχ4; o-oo4.
Handgebundene Original-Pergamentbände auf fünf durchgezogenen Pergamentbünden mit goldgeprägter Randrahmenlinie auf den Deckeln, die Rücken durch goldgeprägte Rechtecke in sechs Felder gegliedert, auf zweitem der Titel, unten das Jahr in römischen Ziffern. Handgestochene grüne Seidenkapitale, Kopfgoldschnitt, vorn und unten unbeschnitten. Signiert auf dem hinteren festen Vorsatz unten: „Bremer Binderei | F. TH.“.
Jeweils eins von nur 615 in der Presse numerierten Exemplaren. Handpressendruck der Bremer Presse, gesetzt in der 16 Punkt Griechisch, die von Louis Hoell geschnitten wurde, und gedruckt auf Zanders Bütten mit dem Wasserzeichen der Presse. Titelzeichnungen von Anna Simons. Der Text wurde herausgegeben von Eduard Schwartz.
⸿ [Die Homer-Type] „unterschied sich grundsätzlich von den ausgesprochen handschriftlichen Alphabeten, die in der Nachfolge des Aldus Manutius entstanden waren. Die breit angelegte, durch Betonung der Waagrechten lebhaft fließende Verwandte der Antiqua (...) war eine stempelgerechte, sehr prägnante Griechischtype mit deutlich erkennbarer Breitfeder-Herkunft“ (Schauer I,87).
⸿ (...) „daß die Gesamtleistung des Homers der Bremer Presse eine weitere Einschätzung verdient als lediglich die eines schönen Druckwerkes in griechischen Lettern. Der Band ist ein Dokument der produktiven Typographie und als solches von historischem Rang. (...) Es ist ein Ziel erreicht worden, es gibt nicht mehr die Entschuldigung, es sei unmöglich, unsere griechischen Durchschnittsdrucke zu vervollkommnen. (...) eine Homeredition, wie sie, als Buchdruckwerk eingeschätzt, seit der Editio princeps in solcher Vollkommenheit noch nicht erreicht worden ist“ (G. A. E. Bogeng: „Bücherstube“ Jg. 3, 1924, p. 58 sq.)
Lehnacker 15 & 16 - Rodenberg 58,15 & 16 - Schauer I,86-87 (mit Abbildung eines Typenbeispieles) & II,70 (mit Abbildung aus der Odyssee) - Zeller/Volke: Buchkunst und Dichtung 72 – Bibliographien.
kkurates deutsches Produkt, kühl und schwer. In Katalog sieben bot ich einen aldinischen Homer an, kleinoktav, für die Jackentasche geeignet, zum Lesen auf Reisen oder im ÖPNV, also ein benutzbares Buchwerk im Gegensatz zu dem der Bremer Presse, das eines Lesepultes, mindestens eines Tisches bedarf. Immerhin ist die Type nicht so starr wie andere jener Zeit, obgleich ich auch in diesem Fall die schwer zu entziffernde von Aldus vorzöge: Schrift läuft aus der Hand in die Augen, nicht aus dem Typenkasten oder TTFs.
ἄσβεστος δ᾽ ἄϱ᾽ ἐνῶϱτο γέλως μαϰάϱεσσι ϑεοῖσιν
ὡς ἴδον Ἥφαιστον διὰ δώματα ποιπνύοντα.
Ἰλιάς Ῥαψωδία A,599-600.
Doch unermeßliches Lachen erscholl den seligen Göttern,
Als sie sahn, wie Hephaistos in emsiger Eil’ umherging.
ἄσβεστος, unauslöschlich, unvergänglich, unermeßlich – das bedeutet, Lachen gehört unwideruflich zum Wesen der Götter, und sie lachen über einen der ihren, eigentlich über sich selbst, über ihre eigenen Fehler, Unzulänglichkeiten und Begrenzungen. Dies Gelächter hat befreiende Wirkung.
Ein ähnliches Lachen gerät mir dazu in den Sinn: “Like they say in Zen, when you attain Satori, nothing is left for you in that moment than to have a good laugh.” Alan Watts.
ie Bremer Presse, die erfolgreichste der deutschen Privatpressen, wurde 1911 von Ludwig Wolde und Willy Wiegand gegründet, als Mitarbeiter fungierten Rudolf Alexander Schröder, Hugo von Hofmannsthal sowie Rudolf Borchardt; einige der Werke entstanden in Zusammenarbeit: bei Initialen und Titelentwürfen mit Anna Simons, dem Drucker und Holzschneider Josef Lehnacker, der Buchbinderin Frieda Thiersch, deren Werkstatt sich ebenfalls in der Georgenstraße 16a befand, sowie dem Stempelschneider Louis Hoell. Als Vorbild diente die sparsame Typographie der englischen Doves Press. Die Bremer Presse befand sich zwischen 1911 und 1918 in Bremen, zog 1919 nach Tölz ins Landhaus von Thomas Mann um, schließlich nach München, wo sie bis 1939 tätig blieb. Am 13. Juli 1944 wurden Presse und Bibliothek durch Bomben zerstört.
Die Schriften der Bremer Presse entwarf Willy Wiegand, sie wurden von Louis Hoell geschnitten und in der Bauerschen Gießerei zu Frankfurt am Main gegossen. Die Antiqua orientierte sich an Inkunabeltypen von Adolf Rusch und Johann von Speyer. Varianten einzelner Buchstabens dienten dazu, die Zeilen gleichmäßig auszuschießen. Für die in den Jahren 1926–1928 entstandene Bibel wurde eine Fraktur entworfen, für die zweibändige Homer-Ausgabe eine Graeca, die letzte der obigen Abbildungen zeigt eine zur Verdeutlichung glattgestrichene Seite in dieser Type, für das Missale Romanum eine Liturgica in vier Schriftgrößen.
Handgeschöpftes Papier wurde zuerst aus Holland von van Gelder bezogen, später von J. W. Zanders in Bergisch Gladbach.
Als erster Druck erschien zu Weihnachten 1913 in 200 numerierten Exemplaren Hugo von Hofmannsthals Die Wege und die Begegnungen, der Tacitus wurde zwar im folgenden Jahr fertiggestellt, jedoch erst nach Kriegsende ausgeliefert. 1922 gliederte man den Verlag der Bremer Presse an, der in Texten wie deren typographischer Ausstattung den Grundsätzen der Luxusdrucke folgte, wobei, um einen größeren Leserkreis zu erreichen, das Programm erweiterte wurde. Diese Bücher wurden in der Werkstatt des Verlages gesetzt und meist von Meisenbach Riffarth & Co. in München auf Zanders Alfa Papier gedruckt. Dort erschienen auch die Neuen Deutschen Beiträge, in denen z. B. 1924/1925 Walter Benjamins Goethes Wahlverwandtschaften gedruckt wurde, und die Corona.
Ab Anfang der 1930er Jahre vermochte die Bremer Presse nicht mehr rentabel zu arbeiten, so erschienen bis 1935 nur fünf Pressendrucke, als letzter Andreas Vesals Icones anatomicae, dessen Holzschnitte von den in der Münchener Universitätsbibliothek erhaltenen, doch 1943 bei einem Bombardement zerstörten Originaldruckstöcken des Jahres 1543 abgezogen wurden; alle andere Werke waren Auftragsdrucke.
„In argento plane studiosus sum. Habeo scyphos urnales plus minus: quemadmodum Cassandra occidit filios suos, et pueri mortui iacent sic ut vivere putes. Habeo capides, quas reliquit patrono meo Mummius, ubi Daedalus Niobam in equum Troianum includit. Nam Hermerotis pugnas et Petraitis in poculis habeo, omnia ponderosa; meum enim intelligere nulla pecunia vendo.“
„Ipse Trimalchio in pulvino consedit, et cum Homeristae Graecis versibus colloquerentur, ut insolenter solent, ille canora voce Latine legebat librum. Mox silentio facto ‚scitis‘ inquit ‚quam fabulam agant? Diomedes et Ganymedes duo fratres fuerunt. Horum soror erat Helena. Agamemnon illam rapuit et Dianae cervam subiecit. Ita nunc Homeros dicit, quemadmodum inter se pugnent Troiani et Parentini. Vicit scilicet et Iphigeniam, filiam suam, Achilli dedit uxorem. Ob eam rem Aiax insanit et static argumentum explicabit.‘“
„Auf die Kenntnis der silbernen Gefäße hab’ ich mich insbesondere gelegt. Ich habe urnenförmige Becher, klein und groß. Auf einem davon ist vorgestellt, wie Kassandra ihre Söhne ermordet; leibhaftig tot liegen die Jungen da. Noch hab’ ich einen großen Weinkrug, welchen mir mein Patron hinterlassen hat. Auf diesem sperrt Daedalus die Niobe in das trojanische Pferd ein; und noch einen auf welchem sich Merkur und Amor umarmen, zum Zeichen, daß sie echt sind. Alles ist von dem reinsten Silber, denn was ich einmal habe, verkauf ich um alles Geld nicht.“
„Trimalchio selbst setzte sich auf ein Kissen, und während der Zeit, da die Homeristen nach ihrer gewöhnlichen Frechheit sich in griechischen Versen besprachen, las er mit heller Stimme ein Buch lateinisch vor. Und da gleich darauf alles stille war, sagt’ er: ‚Wißt ihr den Inhalt von dem, was sie vorstellen? Diomed und Ganymed waren zwei Brüder: deren Schwester war Helene. Agamemnon entführte sie und unterschob statt ihrer der Diana eine Hindin. Nun aber erzählt Homer, wie die Trojaner und Parentiner unter sich deswegen streiten. Nämlich er, der Agamemnon, trug den Sieg davon und gab seine Tochter Iphigenia dem Achill zum Weibe; Ajax wurde darüber rasend, wie ihr gleich sehen werdet.‘“
— Gaius Petronius Arbiter; Satyricon, 51-52 und 59. Übersetzt von Wilhelm Heinse, Düsseldorf: Ohle, 1913.
„Hab’ ich noch Augen? Zeigt sich tief im Sinn
Der Schönheit Quelle vollen Stroms ergossen?
Mein Schreckensgang bringt seligsten Gewinn.
Wie war die Welt mir nichtig, unerschlossen!
Was ist sie nun seit meiner Priesterschaft?
Erst wünschenswerth, gegründet, dauerhaft!
Verschwinde mir des Lebens Athemkraft,
Wenn ich mich je von dir zurückgewöhne! –
Die Wohlgestalt die mich voreinst entzückte,
In Zauberspiegelung beglückte,
War nur ein Schaumbild solcher Schöne! –
Du bist’s der ich die Regung aller Kraft,
Den Inbegriff der Leidenschaft,
Dir Neigung, Lieb’, Anbetung, Wahnsinn zolle.“
„Hier lieg’, Unseliger! verführt
Zu schwergelös’tem Liebesbande!
Wen Helena paralysirt,
Der kommt so leicht nicht zu Verstande.“
— Faust II,i und ii