Gazette du Bon Ton
Lucien Vogel, Herausgeber:
Gazette du Bon Ton. Arts, Modes & Frivolités. 1912 - 1913. Tome I. [i. e. Hefte 1 bis 6].
Paris: Emile Lèvy & Berlin: Paul Cassirer, 1912-13.
Groß-Octavo. 235 × 185 mm. [4], VI, [1], [1 weiße], 191, [1] Seiten; [8] Seiten Anzeigen der Gazette selbst sowie anderer Firmen. Mit mehr als 300 meist farbigen, teils ganzseitigen Illustrationen im Text sowie 60 Blatt einseitig bedruckten, handkolorierten (pochoirkolorierten) Mode-Tafeln, davon eine doppelblattgroß.
Moderner schwarzer Maroquinband mit goldgeprägtem Rückentitel.
Premier Semestre. Novembre 1912 à Avril 1913, i. e. Hefte 1 bis 6. Die Zeitschrift ist gesetzt in der „Cochin“ von Georges Peignot, die aus den Beschriftungen der Kupferstiche des 18. Jahrhunderts hervorging, zusätzlich wurden die berühmten Fournierschen Zierstücke für die „Gazette“ neu gegossen; den Druck führte Kadar zu Paris auf leicht getöntem, handgeschöpftem Papier aus. So war die „Gazette du Bon Ton“ sowohl der besten französischen Tradition verbunden als auch in der Typographie ihrer Zeit führend und konnte ihren Einfluß bis ins Jahr 1936 geltend machen. „Die ‚Gazette‘ ist ein Blatt für die Elite (...) eine bibliophile Kostbarkeit“ (Gretel Wagner, zitiert bei Feilchenfeldt/Brandis, p. 535). Die Modeabbildungen sind geschaffen von Maurice Taquoy, A.-E. Marty, Drésa, Gosé, Lorenzi, Georges Lepape, Bernard Boutet de Monvel, Maurice Boutet de Monvel, Georges Barbier, Martin, Carlègle, Robert Dammy, Pierre Brissaud, Abel Faivre, Brunelleschi, Strimpl, Maggie, Bakst und Paul Méras. Auch einige der Textillustrationen sind handkoloriert.
Lipperheide Zb290 – Feilchenfeldt/Brandis K1.1 bis K1.3 für das 4. bis 6. Heft – Bibliographien.
ODE , f. mos, consuetudo.
1) das franz. seit dem 15. jahrh. häufig erscheinende fem. mode, dessen unmittelbare ableitung vom lat. masc. modus nicht ohne zweifel steht (man müste denn die geschlechtsänderung durch den einflusz des älteren fem. manière erklären wollen), das zeitgenössische art und brauch im allgemeinen, auch die dem wechselnden geschmack unterworfene art sich zu kleiden ausdrückt, und das bereits im 16. jahrh. als lehnwort im niederländischen aufgenommen ist (mode, modus, ratio, mos, forma Kilian), erscheint vor den zwanziger jahren des 17. jahrh. in deutscher sprache nicht: zu dieser zeit eifern flugblätter mit abbildungen gegen stutzerhafte auswüchse der kleidung bei soldatischen abenteurern, welche die zu dieser zeit tonangebende französische tracht in deutschen landen pflegen, und dieselbe und ihren wandel mit der französischen phrase à la mode (= dans le goût du dernier, vgl. Littré 2, 582c. 583a) bezeichnen; unter dieser formel, die auch als à la modo verderbt erscheint, wird das unwesen zuerst gekennzeichnet und verspottet, vgl. das spottgedicht a la modo monsiers von 1628 bei Opel u. Cohn s. 412 ff., andere gleichzeitige bei Falke trachten- u. modewelt 2, 148. 194. costümgeschichte der culturvölker s. 342; der herr, hoffe ich, werde solches .. so was ungereumbts darein sein mag, .. mit dem heütig - gewohnten spruch entscheiden, ob es schon nicht wohl stehe so seye es doch alamode. Philander 2 (1643), 14; als um sich greifendes übel (...) wird es, indem man zugleich auf das land seines ursprungs anspielt, auch personificiert hingestellt, wie man im 16. jahrh. sich einen hoffartsteufel geschaffen hatte
— Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Band 12, Spalte 2435.
Doch fand der früheste Modewandel wohl eher statt, falls dieser Fantasy-Geschichte Glauben geschenkt wird: „Da nun das Weib sah, daß der Baum gut zum Essen und eine Lust für die Augen und daß der Baum begehrenswert sei, um durch ihn klug zu werden, da nahm sie von seinen Früchten und aß und gab auch ihrem Manne, der bei ihr war, und er aß. Da wurden ihrer beiden Augen aufgetan, und sie wurden gewahr, daß sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schürze.“ (Textbibel 1899, Genesis III,6-7) Also mag der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse (עץ הדעת טוב ורע, τὸ ξύλον τοῦ εἰδέναι γνωστὸν καλοῦ καὶ πονηροῦ, lignum sapientiae boni et mali) als erster Modeschöpfer angesehen werden.
Andererseits steht die Bekleidung seit der Antike für gesellschaftliche Unterschiede wie arm und reich, togatulus v/s toga:
„... Quamdiu salutator
Anteambulones et togatulos inter
Centum merebor plumbeos die toto,
Cum Scorpus una quindecim graves hora
Ferventis auri victor auferat saccos?“
— Martial: Epigrammata, X,lxxiv.
How long shall I be a dangler at levees, among crowds of anxious clients and toga-clad dependents, earning a hundred paltry coins with a whole day’s work, while Scorpus triumphantly carries off in a single hour fifteen heavy bags of shining gold?
— Martial, Epigrams. Mainly based on Bohn’s Classical Library (1897).
Diogenes von Sinope und Alexander